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"Über den Tellerrand"

Projekthintergrund

Dipl. Des. Uta Schmitz-Esser

Dipl. Designerin
Uta Schmitz-Esser

Die Umsetzung

2021

Als erste Unterthemen habe ich mir notiert:

  • der rheinische Braunkohletagebau
  • Plastikmüll
  • Klima
  • Ernährung
  • Wegwerfmode

Ursprünglich hatte ich überlegt, 2 Fotos zu einem Thema zu überblenden. Ich merkte aber sehr schnell, dass diese Idee zu subjektiv sein würde, denn ich würde ja das in den Vordergrund stellen, was ich für richtig halte. Damit würde ich aber das freie Nachdenken verhindern.
Alleine am Thema Tagebau bemerkte ich weiter, dass es eine Zeit der Recherche braucht, um sich in die verschiedenen Ansichten zu vertiefen und die passenden Motive zu finden.
Zudem soll das Projekt ja unter anderem auch der Weiterentwicklung im kreativen Bereich dienen. Also habe ich nach einigen Tests den Entschluß gefasst, Videos mit einzubinden. Ich habe vorher so gut wie nie mit Videos gearbeitet. Aber ich bemerkte, dass Bewegung und Musik viel mehr auf die Gefühle eingeht, als das statische Foto. Warum nicht das Projekt nutzen, um mich da schlauer zu machen, mit Dingen zu experimentieren um mein kreatives Spektrum zu erweitern.
Durch den Lockdown und das Wetter kann ich momentan eh nicht alles fotografieren, was ich vorgehabt hatte. Ich wollte für das Thema "Wegwerfmode" mit 2 Girlies zum Shoppen gehen und Fotos machen. (erst mal unmöglich) Für Plastikmüll wollte ich das Weihnachtsgeschäft nutzen, um die Massenauslagen an Plastikspielzeug aufzunehmen (es gab kein Weihnachtsgeschäft).

Also fange ich mit dem Thema an, das nicht geschlossen ist, dem Tagebau. Da bei dem Projekt ja ausdrücklich erwähnt wurde, dass es auch um Recherche für weitergehende Arbeit geht und um die technischen Voraussetzungen, werde ich es "Step by Step" machen. Ein solches Prokjekt ist eh auf Langzeit angelegt, da sich immer neue Themen ergeben, die behandelt werden können.

Ich beginne schon einmal mit der Online-Präsentation und knüpfe Beziehungen für die Zeit, wo es wieder echte Ausstellungen gibt. Zwei Zusagen habe ich schon für 21 und 22.

Der Auslöser

2020

In diesem Jahr kam die Corona-Pandemie. Mit ihr die ominösen Corona Soforthilfen des Staates.
Vollmundig wurde von nicht zurückzahlbaren Zuschüssen für die betroffenen Branchen gesprochen... und keine 3 Wochen später wieder zurückgenommen und abgeändert.
Was unbürokratisch ablaufen sollte wurde zu einem unübersichtlichen Bürokratiemonster.

Im Prinzip wieder ein Tellerrand, der anders aussah, je nachdem, von wo aus man blickte. Der Staat wollte helfen, aber auch sparen, hatte Angst ausgenutzt zu werden. Die Selbstständigen hatten Existenzangst, waren überfordert, schwebten konstant zwischen Hoffnung und Enttäuschung.

Meines Erachtens nach hat Kunst die Aufgabe, Problematiken aufzuzeigen, so dass man sie einmal anders sehen kann. Das tun Schriftsteller, Maler, Musiker und auch Fotografen.
Oft sieht man gar nicht mehr, in welchem Käfig man sich befindet, welche Scheuklappen man trägt.
Vielleicht besteht die Möglichkeit, dass wir, wenn wir diese Tatsache erkennen uns wieder einander annähern können. Nun, einen Versuch wäre es wert.

Dann bot das Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW ein Stipendium an. Für Künstler. Damit in dieser schweren Zeit die Kultur nicht verlorenginge. Man sollte einen Betrag erhalten für die Finanzierung eines Projektes. (nicht für den Lebensunterhalt)
Ich ging zuerst davon aus, dass ich als Grafikerin da nicht zu gehörte, aber da viele, die von meiner Projektidee wußten, mich dazu drängten, dieses Stipendium zu beantragen, rief ich bei der Hotline an und schilderte den Fall.
Die Hotline empfahl mir zu beantragen, da Grafiker zu den kreativen Berufen gehören und ich schrieb einen Antrag für das Projekt.
Es wurde bewilligt.

Ein Projekt?

2019

In den letzten drei Jahren spielte ein Thema eine große Rolle. Die Umwelt. Dieselskandale, Klimaerwärmung, FridaysforFuture, Plastikverseuchung, Ausstieg aus der Kohle, Massentierhaltung. Ich sage bewusst ein Thema, denn ich finde, es hängt alles mit der Umwelt zusammen.
Worum es mir aber eigentlich geht, ist, dass ich das gleiche Prinzip wiederentdeckte. Je nachdem, wie ich den Fokus setze sieht ein Thema anders aus, als für jemanden, der den Fokus anders setzt.

Wenn man Diskussionen auf Facebook verfolgt, fällt es ganz besonders auf. Warum das so ist, weiss ich nicht genau. Facebook ist für mich eine Plattform der Extreme.
Da fragt jemand, ob einer aus dem Viertel schon einemal in der XY-Strasse ein Knöllchen bekommen hat und der Nächste antwortet "Bleib doch mit Deiner Dreckskarre aus dem Viertel raus".
Ein anderer postet ein Bild von einer hübschen Hochzeitskutsche, die vor einer Kirche stand und der Nächste fällt über ihn her, das wäre ja wohl das Letzte, so etwas zu posten, ob er sich schonmal mit der Ausnutzung von Pferden auseinandergesetzt habe.
Bemerkenswert! Da werden Dinge als „die einzige Wahrheit“ dargestellt, in vollster Überzeugung.
Kaum einer ist in der Lage, über seinen Tellerrand hinaus zu sehen.

Wäre eigentlich mal ein Projekt wert. Verschiedene Themen aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten. Möglichst wertfrei, sofern das überhaupt möglich ist.
Ein Fotoprojekt würde sich anbieten, da es um das Setzen eines Fokus geht. Bei beidem, den Themen und der Fotografie.

Die erste Idee

(2012)

Das erste Mal, dass das Thema in meinen Kopf kam, war in einer Metzgerei.
Ich esse nicht oft Fleisch, aber ab und an recht gerne.
So stand ich in der Metzgerei, um etwas Gehacktes zu kaufen. Da die Metzgerei voll war, musste ich eine Weile warten und hatte Zeit mich umzusehen. Dabei fiel mein Blick auf zwei Bilder an der Wand, die einen Ochsen und ein Schwein zeigten. Munter und lebendig auf einer Wiese. Als ich dann dran war und mein Gehacktes kaufen konnte, bemerkte ich, dass ich die Bilder nicht übereinander bekam. Die beiden Tiere und das Gehacktes.
Das eine war Bauernhof, das andere eine leckere Frikadelle.
Auf dem Heimweg dachte ich darüber nach, dass mir das wohl nicht alleine so geht. Wir sehen das, wozu wir konditioniert wurden. Aus Gewohnheit.
Wahrnehmung ist eine Gratwanderung und nicht nur was Fleisch angeht. Dinge können total anders aussehen, je nachdem, von welchem Standort aus man sie ansieht.